Ein Zeichen setzen

Letztlich war es der Besuch der Mannheimer Rede von Ex-Bundestagspräsident Norbert Lammert, der Ende letzten Jahres den Stein so richtig ins Rollen brachte. Denn in seiner These, dass es einer langen Reihe gemeinsamer Erlebnisse und Erfahrungen bedarf, um ein gemeinsames Kulturgefühl zu entwickeln, spiegelt sich etwas, was uns als Mitarbeiter der Mannheimer Abendakademie sowie viele andere im Integrationsbereich Tätige schon lange beschäftigt: wie schaffen wir eine vielfältige Gesellschaft, die auf mehr als nur Toleranz fußt? Natürlich stehe ich als langjähriger Mitarbeiter der Mannheimer Abendakademie voll hinter deren Leitbild der Toleranz, Offenheit und des gegenseitigen Respekts und setze mich als Abteilungsleiter Deutsch als Fremd- und Zweitsprache  Tag für Tag aufs Neue für eine Integration ein, die auf die individuellen Ansprüche jedes Einzelnen einzugehen versucht.

Wir stehen für einen offenen Ort, der jedem Mensch als Mensch begegnet, ungeachtet jeglichen Hintergrunds und versuchen so, in der Abendakademie eine adäquate Willkommensatmosphäre für unsere multikulturelle Stadt zu schaffen. Das zeigt sich nicht nur in unserem Regelbetrieb, sondern auch in aktuellen Projekten wie unserer Kooperation mit den Mannheimer Mapathons e.V., dem Begegnungscafé etc. wie in vielen vorangegangenen. Doch gerade die negative Berichterstattung der letzten Jahre rund um die Themen der Einwanderung und Integration gepaart mit den gefährlichen Entwicklungen am rechten Rand unserer Gesellschaft ließen in uns immer das Gefühl zurück, dass wir noch stärker, klarer, lauter unsere Haltung zeigen müssen.
 
Als ich nun inspiriert von jener Rede in den Folgetagen das Gespräch mit Kollegen suchte, war mir schnell klar, dass wir noch mehr tun wollen, ja müssen. So traten wir an den Autoren Stephan Rixecker und den regieerfahrenen Markus Müller, die beide auch als Dozenten im Deutschbereich bei uns tätig sind, heran und stellten unseren ersten kleinen Ideen in den Raum. Was daraus entstand, hatte, glaube ich, vorher so niemand erwartet. Wir rannten bei den beiden keine offenen Türen ein, sondern öffneten gemeinsam Tore. Die Idee eines großen Theaterprojekts wurde geboren, ein Stück über Migration und die aktuellen Entwicklungen unserer Gesellschaft, ein offenes Projekt mit Migranten und in Deutschland Geborenen als (Laien)Schauspieler, eine Kooperation mit anderen städtischen Kulturstätten, um möglichst unterschiedliche Menschen zu erreichen, ein Leuchtturm für ein menschliches Miteinander.

Dass seitdem viel passiert ist, schon so viel entstehen konnte trotz zahlreicher Widrigkeiten, verdanken wir dem Engagement aller am Projekt Beteiligten und e Unterstützenden. Dies bestärkt uns darin, dass wir den richtigen Weg gehen. Denn jeder hat Verantwortung für jedermann und so wollen wir auch handeln, als Menschen unter Menschen. In diesem Sinne freuen wir uns auf die kommenden arbeitsreichen Wochen und darauf, mit unseren Aufführungen anderen Menschen zu begegnen und mit ihnen ins Gespräch zu kommen.

Also auf bald